In der Wahl seines Fortpflanzungspartners ist
der Mensch zumindest in unserer Gesellschaft
nicht auf seine nächsten Verwandten und nicht
auf eine spezielle, allgemein definierbare
Gruppe von Partnern fixiert. Wenn Einschrän-
kungen vorhanden sein sollten, lassen sich
diese auf die herrschende Moral und Sitte zu-
rückführen. Eine totale Diktatur der Gene findet
also beim Menschen bestimmt nicht statt, schon
gar nicht, wenn man beachtet, daß sich der
Mensch zu einem geistlichen Leben mit sexueller
Abstinenz entscheiden kann, oder wenn sich
Sexualpartner durch Verhütungsmittel absichern,
daß eben keine Fortpflanzung stattfinden kann.
Damit soll nicht impliziert werden, daß wir
Menschen keinerlei genetisch fixierte Verhal-
tensmuster mehr aufwiesen, vielmehr können
intellektuelle Leistungen oder gesellschafts-
bedingte Regeln die biologischen Handlungs-
impulse unterdrücken. Vielleicht könnten wir
das Phänomen der Lust, das wir für eine zutiefst
mit dem Menschsein verbundene Eigenschaft an-
sehen, als eine solche genetische Triebfeder
verstehen. Bei einer so fortpflanzungsfeind-
lichen Umgebung wie dem aufgeklärten Mittel-
europa des 20. Jahrhunderts läßt sich der Lust
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